Kryonik

Kryokonservierung könnte ein möglicher Ausweg für all jene sein, die heute bereits zu alt sind, um von Langlebigkeits-Technologien profitieren zu können.

Auch wenn viele der vorgestellten Langlebigkeits-Konzepte sehr vielversprechend klingen und diesen eine großartige Zukunft bevorsteht, so haben diese doch einen entscheidenden Haken: Eine wirkliche Therapie zum Aufhalten oder gar Rückgängig machen des Alterns gibt es heute noch nicht, und es wird diese auch zumindest in der nahen Zukunft noch nicht zur Verfügung stehen. Doch vielen oder sogar allen von uns könnte dabei die Zeit davonlaufen. Klar ist, dass jemand, der heute 20, 30 oder 40 Jahre alt ist, wohl bessere Chancen hat, die Marktreife der entsprechenden Technologien mitzuerleben, als jemand, der heute bereits 50, 60 oder 70 Jahre alt ist.

Man könnte an dieser Stelle sagen, dass diese Personen einfach Pech gehabt haben. Das Pech, dass man zu früh geboren wurde, um von den Langlebigkeits-Technologien zu profitieren. Es könnte sein, dass man zu einer der letzten Generationen gehört, welche auf die natürliche Art und Weise altern und sterben müssen, während alle nachfolgenden Generationen das Glück haben, jung und gesund leben zu können, weil entsprechende Technologien dann verfügbar sein werden.

Für all jene, die sich mit dieser unglücklichen Situation nicht zufrieden geben wollen, gibt es noch eine Hintertür - einen letzten Strohhalm, an den man sich klammern kann. Kryonik ist der Plan B, wenn die natürliche Lebenszeit nicht ausreicht, um die Realisierung der Langlebigkeits-Technologien mitzuerleben.

Kryonik (auch Kryostase, von altgriechisch κρύος kryos, deutsch "Eis, Frost") ist die Kryokonservierung von Organismen oder einzelnen Organen (meist dem Gehirn), um sie - sofern möglich - in der Zukunft "wiederzubeleben".1 Es geht also darum, den eigenen Körper unmittelbar nach dem Tod "tiefgefrieren" zu lassen, um diesen in Zukunft wieder auftauen und verjüngen zu können, sobald die entsprechenden Technologien dafür zur Verfügung stehen.

Abbildung: In Edelstahlbehältern werden verstorbene Menschen in flüssigem Stickstoff gelagert (Symbolbild)

Was im ersten Moment vielleicht etwas utopisch und verstörend klingt, ist tatsächlich schon lange Realität. Bereits seit vielen Jahren bieten Non-Profit-Anbieter wie z.B. die "Alcor Life Extension Foundation" oder das "Cryonics Institute (CI)" in den USA genau dieses Verfahren an. Das Vorgehen ist gut durchdacht. Unmittelbar nach dem klinischen Tod wird der Körper des Verstorbenen so schnell wie möglich in die Kryo-Zentrale gebracht. Bereits auf dem Weg dorthin wird versucht, durch Kühlung den Gewebezerfall im Gehirn bestmöglich zu minimieren. In einer sogenannten "Vitrifizierung" werden die Blutgefäße des Patienten von Körperflüssigkeiten befreit und stattdessen mit Frostschutzmittel befüllt. Der Körper oder auch nur der Kopf wird dann über mehrere Wochen hinweg langsam auf eine sehr tiefe Temperatur (minus 196 Grad Celsius) hinuntergekühlt und dann in Edelstahlbehältern aufbewahrt, welche mit flüssigen Stickstoff befüllt sind.2

Bereits mehrere hundert Menschen werden auf diese Art und Weise in flüssigem Stickstoff gelagert.3 Bei Alcor werden die Edelstahlbehälter derzeit in Scottsdale (Arizona) gelagert. Viele weitere tausend Menschen haben sich selbst und auch ihre Haustiere für dieses Verfahren nach ihrem Ableben angemeldet.4 Die erste Kryokonservierung eines Menschen wurde übrigens bereits im Jahr 1967 durchgeführt.5 Leider ist das Verfahren nicht günstig. Je nach Umfang und Anbieter muss derzeit mit Kosten zwischen 7.000 und 150.000 Euro gerechnet werden. Diese setzen sich zusammen aus Forschungs- und Entwicklungsausgaben und der ständigen Bereitschaft von ausgebildeten Mitarbeitern.6 Schließlich müssen auch die Kosten für die laufende Lagerung und Kühlung sowie einem möglichen Wiederherstellungs-Prozesses in der Zukunft gedeckt sein.

Es ist ungewiss, wie hoch die Chancen auf eine erfolgreiche Wiederherstellung der Patienten in der Zukunft tatsächlich sind. Einfache Tiere wie Fadenwürmer oder Egel konnten aus dem Tiefkühlzustand wieder geweckt werden.7 Forschern ist es in Testreihen auch bereits gelungen, Nieren von Kaninchen für einige Minuten zu vitrifizieren und diese anschließend wieder aufzutauen und dem Tier zu implantieren.8

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Abbildung: Der Mensch im Eis (Symbolbild)

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Kryonik

Seite "Kryonik". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Oktober 2020, 15:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kryonik&oldid=204698089 (Abgerufen: 5. November 2020, 16:29 UTC)

2 https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/wissenschaft_nt/article171661411/Tiefgekuehlt-in-die-Zukunft-Tausende-setzen-auf-Kryonik.html

Tiefgekühlt in die Zukunft: Tausende setzen auf Kryonik, Autor: dpa (Welt), Stand: 17.12.2017, Abgerufen: 09.11.2020

3 https://de.wikipedia.org/wiki/Kryonik#Umsetzung

Seite "Kryonik". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Oktober 2020, 15:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kryonik&oldid=204698089 (Abgerufen: 5. November 2020, 16:29 UTC)

4 https://www.alcor.org/

Extend your life with cryonics, Autor: Alcor, Abgerufen: 09.11.2020

5 https://de.wikipedia.org/wiki/Kryonik#Anbieter_und_Rechtslagen

Seite "Kryonik". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Oktober 2020, 15:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kryonik&oldid=204698089 (Abgerufen: 5. November 2020, 16:29 UTC)

6 https://de.wikipedia.org/wiki/Kryonik#Umsetzung

Seite "Kryonik". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Oktober 2020, 15:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kryonik&oldid=204698089 (Abgerufen: 5. November 2020, 16:29 UTC)

7 https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/wissenschaft_nt/article171661411/Tiefgekuehlt-in-die-Zukunft-Tausende-setzen-auf-Kryonik.html

Tiefgekühlt in die Zukunft: Tausende setzen auf Kryonik, Autor: dpa (Welt), Stand: 17.12.2017, Abgerufen: 09.11.2020

8 https://de.wikipedia.org/wiki/Kryonik#Umsetzung

Seite "Kryonik". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Oktober 2020, 15:38 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kryonik&oldid=204698089 (Abgerufen: 5. November 2020, 16:29 UTC)