Langlebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit

Die Langlebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit wird erreicht, wenn die Lebenserwartung schneller ansteigt als die Zeit vergeht.

Auch wenn die Langlebigkeits-Konzepte sehr vielversprechend klingen und diesen eine großartige Zukunft bevorsteht, so haben diese doch einen entscheidenden Haken: Eine wirkliche Therapie zum Aufhalten oder gar Rückgängig machen des Alterns gibt es heute noch nicht, und es wird diese auch zumindest in der nahen Zukunft noch nicht zur Verfügung stehen.

Doch vielen oder sogar allen von uns könnte dabei die Zeit davonlaufen. Klar ist, dass jemand, der heute 20, 30 oder 40 Jahre alt ist, wohl bessere Chancen hat, die Marktreife der entsprechenden Technologien mitzuerleben, als jemand, der heute bereits 50, 60 oder 70 Jahre alt ist. Für noch ältere Personen bleibt möglicherweise nur noch die Kryonik als ein letzter Strohhalm, an den man sich klammern kann.

Dabei ist es möglicherweise gar nicht notwendig, auf die Fertigstellung der endgültigen Therapien zu warten. Denn die Entwicklung schreitet stetig voran, und wenn ältere Menschen ihren gesundheitlichen Zustand um ein oder zwei Jahrzehnte länger halten, können sie darauf hoffen, dass die Medizin in diesem Zeitraum wieder bessere Therapien hervorbringt. Zunächst reicht es also, wenn wir nur die Möglichkeit haben, den Alterungsprozess zu verzögern und hinauszuschieben, wofür die Technologien möglicherweise schon früher verfügbar sind. In der dadurch gewonnenen Zeit können dann weitere Technologien entwickelt werden, um das Altern weiter hinauszuschieben, anzuhalten oder rückgängig zu machen.

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Abbildung: Langlebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit erreicht (grün) oder nicht erreicht (rot)

In der Langlebigkeits-Bewegung trifft man daher oft auf den Begriff der "Langlebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit" ("Longevity escape velocity", manchmal auch "Actuarial escape velocity").

Dabei handelt es sich um die Situation, in der die Lebenserwartung schneller ansteigt als die Zeit vergeht. Wenn also beispielsweise die Langlebigkeits-Technologien sich so schnell weiterentwickeln, dass pro Jahr das vergeht, mindestens auch die Lebenserwartung um ein Jahr oder mehr ansteigt, dann ist die Langlebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit erreicht.1

Dieses Konzept wurde erstmals von David Gobel öffentlich vorgeschlagen und beispielsweise von Aubrey de Grey und Ray Kurzweil auch als Idee unterstützt. Aubrey de Grey vertritt daher auch die Meinung, dass der erste Mensch der 1000 Jahre alt wird möglicherweise nur etwa 10 Jahre jünger ist (d.h. später geboren wurde oder wird), als der erste Mensch, der 150 Jahre alt wird.2 Von Ray Kurzweil und Bill Faloon werden daher Brücken und Stufen vorgeschlagen, um die Langlebigkeits-Fluchtgeschwindigkeit erreichen zu können.3

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Abbildung: Die Flucht vor der Zeit (Symbolbild)

1 https://en.wikipedia.org/wiki/Longevity_escape_velocity

Wikipedia contributors. (2020, September 24). Longevity escape velocity. In Wikipedia, The Free Encyclopedia. Retrieved 16:00, November 5, 2020, from https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Longevity_escape_velocity&oldid=980122998

2 https://www.cambridgeindependent.co.uk/business/living-to-1-000-the-man-who-says-science-will-soon-defeat-ageing-9050845/

Living to 1,000: The man who says science will soon defeat ageing, Autor: Mike Scialom (Cambridge Independent), Stand: 17.06.2018, Abgerufen: 08.11.2020

3 realisierung/bruecken-und-stufen

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